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Aus den Dresdner Nachrichten vom 4.1.1900:
»Gegen die Jahrhundert-Postkarte wird in den Zeitungen scharf zu Felde gezogen. Da heisst es unter Anderem: So etwas geschmackloses, wie diese Postkarte ist lange nicht dagewesen und die deutsche Griffelkunst muss ihr Haupt verhüllen wegen der ihr angethanen künstlerischen Beleidigung. Wenn die neuen Karten nicht besser ausfallen, dürften sie sehr bald verschwinden und dann allerdings eine Rarität, freilich nicht empfehlenswerther Sorte, bilden.«

Und die Hamburger Lehrervereinigung schreibt in einem Aufruf zu einem Preisausschreiben:
»“...Damit nicht länger ein derartiges Zeugnis eines niedrigen Kulturniveaus Tag für Tag über alle Völker der Erde ausgestreut werde.”«

In ihrer Dezemberausgabe des Jahres 1899 bereits kritisiert die DBZ auf Seite 181: »Vor allem ist das Brustbild der Germania zu groß und beengt im Rahmen, das Kronenkreuz stösst durch die Dachung. Früher galt es als allgemeine Regel für Kopfzeichnungen, dass der Kopf über sich freien Raum haben müsse. Das kann ja jetzt anders sein, aber schön sieht es nicht aus, und frei kann man eine eingezwängte Gestalt nicht nennen.«

Der geheime Regierungsrat Dr. Kalckhoff schreibt in der DBZ 1900 (Seite 77):
»Unsere neuen Marken sind vielfach Gegenstand der Kritik gewesen und haben besonders durch die unkünstlerische Unterbringung der Germaniabüste in dem umgebenden Rahmen Anstoß erregt. Wie leicht dieser Fehler zu verbessern wäre, zeigt nebenstehender Entwurf eines unserer Abonnenten, bei welchem einfach die Büste etwas tiefer gerückt und die Untergrundschraffirung entfernt ist. Die Büste hebt sich dadurch weit wirkungsvoller und natürlicher vom Rahmen ab. Durch eine derartige Änderung würden besonders die Marken zu 25 bis 80 Pfennig mit ihrem jetzt geradezu abscheulichen schwarzen Eindruck gewinnen.«

Die Dresdner neueste Nachrichten schreiben am 4.1.1900 mit dem Titel:
“Nur für hoechste Herrschaften”
»Von der Jahrhundert-Postkarte hat der Staatssekretär des Reichspostamtes Victor Graf von Podbielski, wie der "Täglichen Rundschau” mitgetheilt wird, eine aus einer geringen Anzahl von Exemplaren bestehend besondere Ausgabe herstellen lassen. Diese nur für höchste Herrschaften bestimmten Karten sind auf vornehmen goldgeränderten Karton gedruckt; der Schmuck ist ebenfalls in Gold ausgeführt. Auf der Rückseite befindet sich der gedruckte Neujahrsglückwunsch des Staatssekretärs, unter den er seine eigene Unterschrift gesetzt hat. Die Karten dürften ein sehr begehrenswerther Gegenstand für Sammler sein, dessen Besitz sie allerdings nur schwer werden erlangen können.«

Die erwähnte Karte ist in dieser Form nicht bekannt, wohl aber eine in wenigen Exemplaren hergestellte Jahrhundertkarte mit rückseitiger farbiger Abbildung des Reichspostmuseums. Nach bisherigem Kenntnisstand wurde etwa die Hälfte der vorderseitig in kupferfarbenem Druck ausgeführten und mit Wertstempel versehenen Karten dem Reichspostministerium übergeben, die anderen dem vielseitigen Staatssekretär Victor Graf von Podbielski (1844-1916), dem Nachfolger Heinrich von Stephans (1831-1897) und unter anderem Sportfunktionär, zum persönlichen Gebrauch überlassen.

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